Glossar
ASO – Antifaschistische Militärorganisation
Im Frühjahr 1942 gegründete antifaschistische Militärorganisation als eine Art subversiver Untergrundstruktur im Heer des griechischen Militärs. Schwesterorganisationen in der Marine (AON) und Luftwaffe (AOA). Die antifaschistische Militärorganisation wird später von dem im Oktober 1943 konstituierten „antifaschistischen Koordinationsbüro“ (ESA) geleitet. Das Koordinationsbüro und die Militärorganisation initiierten die Meuterei unter den in Ägypten stationierten griechischen Soldaten und sorgten für die „Absetzung“ der reaktionären Offiziere innerhalb des griechischen Militärs. Die Meuterei war als Unterstützungsaktion für die PEEA und ihre Einbeziehung in den Formierungsprozess der „Regierung der nationalen Einheit gedacht. Zugleich war die Meuterei auch eine Aktion im Hinblick auf die eigene Rolle in der zukünftigen griechischen Armee.  
 
DSE – Demokratische Armee Griechenlands
(Δημοκράτικος Στράτος Ελλάδας)
Im Oktober 1946 von ehemaligen ELAS-KämpferInnen gegründete „Demokratische Armee Griechenlands“. Die von den Kommunisten beeinflusste bewaffnete Widerstandsorganisation kämpfte in den Jahren des Bürgerkrieges gegen Polizei, Nationalgarde und reguläre griechische Armee.
 
EA – Nationale Solidarität
(Εθνική Αλλιλεγγύη)
Die EA kümmerte sich um die Unterstützung verfolgter oder inhaftierter Widerstandskämpfer und ihrer Angehörigen. Als politische Akzentuierung enthielt das Gründungsstatut den Aufruf zum Befreiungskampf und die Ablehnung der Monarchie.
 
EAM – Nationale Befreiungsfront
(Εθνικό Απελευθερωτικό Μέτωπο)
Von der KKE und vier weiteren kommunistisch-sozialistischen Kleinparteien im September 1941 gegründete Widerstandsorganisation. Bei der Gründung wurden als Ziele die Befreiung von der deutsch-italienisch-bulgarischen Besatzungsmacht, aber – vor dem Hintergrund der Zeit der faschistischen Militärdiktatur unter dem General Metaxas von 1936–1941 – auch freie Wahlen und die Lösung der Alltagsprobleme der Bevölkerung. Die EAM wurde zur größten und stärksten Widerstandsorganisation. Während der gesellschaftlichen und militärischen Auseinandersetzungen am Ende der Besatzungszeit entschied sich die von der KKE dominierte Führung für die Demobilisierung des eigenen bewaffneten Arms (ELAS) und eine Politik der gesellschaftlichen Teilhabe durch Mitwirkung an der neuen Regierung. Insbesondere die Vertreter der EAM bzw. der PEEA gingen in den Verhandlungen für die „Regierung der nationalen Einheit“ viele Kompromisse im Interesse der „nationalen Einheit“ ein. Eine Vielzahl der EAM-Mitglieder sah ihre Interessen durch diese Politik nicht vertreten. Die EAM als auch der ELAS umfasste das breite Spektrum linker Bewegungen, das von linksdemokratisch bis zu stalinistisch reichte.  
 
EDES – Nationale Demokratische Griechische Liga
(Εθνικός Δημοκρατικός Ελληνικός Σύνδεσμος)
Am 9. Sept. 1941 von republikanischen Offizieren gegründete Widerstandsorganisation. Im Gründungsdokument war als Zielsetzung formuliert worden: republikanische Staatsform mit sozialistischen Charakter, Widerstand gegen die Achsenmächte und keine Rückkehr des Königs. Ein erstes Gefecht bestritt sie Ende Oktober 1942, sie war vorerst eine kleine, auf Epirus beschränkte, Widerstandsgruppe. Erst durch die massive Unterstützung des britischen Geheimdienstes erhielt sie 1943 größere Bedeutung.
 
ELAS – Griechisches Volksbefreiungsheer
(Ελληνικός Λαϊκός Απελευθερωτικός Στρατός)
Im Dezember 1941 gegründeter bewaffneter Arm der EAM, nahm Mitte 1942 unter der Führung des Kommunisten Aris Velouchiotis den bewaffneten Kampf auf. Aris Velouchiotis installierte Anfänge einer kollektiven Führung (über die er sich selbst als Führer und das Andartenplenum als höchste Autorität stellte) und er und seine Begleiter entwickelten die Organisation, indem sie im Juni 1941 in die Berge und anschließend von Dorf zu Dorf zogen, die Ziele der EAM erläuterten und „zum heiligen Kampf“ gegen Besatzer und Kollaborateure aufriefen. Ihre Aktionen richteten sich auch gegen so genannte Verräter am eigenen Volk (Kollaborateure, Großgrundbesitzer), weshalb die politischen Gegner dem ELAS Klassenkampf vorwerfen. Nach der „Schlacht um Athen“ im Dezember 1944 wurde im „Friedensvertrag“ von Varkiza im Februar 1945 die Entwaffnung des ELAS beschlossen. Doch nicht alle Mitglieder hielten sich an diese Anordnung, viele flohen in die Berge, um Übergriffen oder Verhaftungen, aber auch dem Zugriff der eigenen Partei zu entkommen. Im Oktober 1946 gründeten einige ELAS-Mitglieder die Demokratische Armee Griechenlands (DSE), um den bewaffneten Kampf wieder aufzunehmen.
 
EOK – Nationale Organisation Kretas
(Εθνική Οργάνωση Κρήτης)
Mit Hilfe der Briten im Herbst 1942 gegründete Widerstandsorganisation auf Kreta. Zunächst arbeiteten EAM und EOK zusammen, doch ab1943 nahm die Bedeutung des politischen Standpunktes auch auf Kreta zu.
 
 
KKE – Kommunistische Partei Griechenlands
(Κομμουνιστικό Κόμμα Ελλάδας)
Drittgrößte und älteste politische Partei Griechenlands. Am 4. November 1918 als „Sozialistische Arbeiterpartei Griechenlands“ (SEKE) gegründet. Die erste politische Handlung von größerem Gewicht war das Engagement der Partei gegen den Griechisch-Türkischen Krieg, mit dem die griechische Monarchie in einer katastrophal scheiternden Militärexpedition versuchte, Kleinasien zu annektieren. Die SEKE rief die Soldaten auf, dem „imperialistischen“ Krieg durch Fahnenflucht den Rücken zu kehren und die Waffen gegen den König zu richten. 1924 übernahm die Partei eine marxistisch-leninistische Linie, den Demokratischen Zentralismus und bekam ihren endgültigen Namen KKE. Zur Zeit der Militärdiktatur unter Metaxas (1936–1941) unterlag die Partei massiver Repression, Mitglieder und Anhänger wurden verfolgt und auf Inseln verbannt bzw. gefangen gehalten. Bis zur Besatzungszeit 1941 war die Partei ohne größeren Einfluss. Am 27. September 1941 wurde von der KKE und mehreren kleineren Gruppen die EAM gegründet, die bis Kriegsende zur mächtigsten politischen Kraft Griechenlands aufsteigen und die KKE zur wichtigsten Partei machen sollte.
 
Libanon-Vertrag/ Libanon-Konferenz
Vom 17.–20. Mai 1944 tagten die Vertreter der verschiedenen politischen Strömungen Griechenlands und handelten einen Vertrag aus, der als Grundlage für eine „Regierung der nationalen Einheit“ dienen sollte. Das Ergebnis beinhaltete u. a. die Eingliederung der Partisanenverbände in eine entpolitisierte Armee unter dem Kommando der künftigen Regierung, die Verurteilung der Meuterei (der in Ägypten stationierten Soldaten) und freie Wahlen. Bis zum Vollzug der „Regierung der nationalen Einheit“ vergingen noch Monate voller Rücksprachen und Verhandlungen und aufgrund des Verhandlungsverlaufs plädierten die von der PEEA initiierte Nationalversammlung, sowie das ZK der KKE zwischenzeitlich für die Abberufung ihrer Delegation und die Aufkündigung des Libanon-Vertrages. Sie forderten ein Verbot der Rückkehr des Königs bzw. die Monarchie als Regierungsform zu verhindern, und den Rücktritt von Giorgos Papandreou als Premierminister der Regierung der nationalen Einheit, die strafrechtliche Verfolgung bzw. Sanktionierung der Sicherheitsbataillone und der griechischen Kollaborateure, sieben der fünfzehn Kabinettssitze und das gegen die EAM gerichtete Terrorgeschwätz zu widerrufen, sowie auf die Vollstreckung der Todesurteile in den Meuterei-Prozessen zu verzichten. Im Interesse der Einheit und der Verhinderung einer Eskalation mit den Briten verzichteten PEEA/EAM bzw. ihre Delegation auf fast alle ihre Forderungen, sie stimmten dem Libanon-Vertrag zu und traten der Regierung der nationalen Einheit bei.
 
PEEA – Politisches Komitee der Nationalen Befreiung
(Πολιτική Επιτροπή Εθνικής Απελευθέρωσης)
10. März 1944 wird von der EAM die PEEA als eine Art provisorischer Regierung konstituiert, um die riesigen Gebirgsregionen zu verwalten, die der ELAS bzw. die EAM kontrollieren und als eine Art provisorischer Regierung bis zur Konstituierung der bereits diskutierten „Regierung der nationalen Einheit“ unter Beteiligung aller politischen Kräfte Griechenlands. Zielsetzung ist die Koordinierung des Widerstandes, Abhandlung einer Volksabstimmung über die konstitutionelle Frage und freie Wahlen für eine verfassungsgebende Nationalversammlung. Zur Realisierung der Ziele erlässt das Komitee Gesetze und Beschlüsse. Das Komitee verkündet, dass es alle Maßnahmen in kürzester Zeit einer zu wählenden Nationalversammlung zur Begutachtung vorlegen wird. Die Gesetzgebung der PEEA hält sich – entgegen der vorherrschenden Meinung – fast ausschließlich im Rahmen linksbürgerlicher Vorstellungen. Dies hängt u. a. mit den Bemühungen der PEEA zusammen, ihr Spektrum zu erweitern. Die PEEA profitiert als „Bergregierung“ von den seit 1941 von EAM-Mitgliedern betriebenen kommunalen Organisierungsprozessen. Die Gründung der PEEA wird u. a. als Schachzug interpretiert, um die griechischen Politiker der Exilregierung in Kairo sowie die Politiker der Besatzungsregierung in Athen die bereits diskutierte Kabinettserweiterung endlich umzusetzen, und zwar unter Beteiligung der „neuen Macht aus den Bergen“.
 
Varkiza-Vertrag
Der ELAS verpflichtete sich im „Friedensvertrag“ von Varkiza im Februar 1945 zur völligen Demobilisierung bis zum 15. März 1945. Britische Zielsetzung war insbesondere die Entwaffnung des ELAS. Die KKE war gewillt die Bedingung zu erfüllen, hatte dann jedoch Gegenforderungen: Recht auf politische Betätigung, Beteiligung der EAM an der Regierung, Generalamnestie für die im Dezember 1944 aktiven ELAS-KämpferInnen. Die Forderungen der KKE wurden jedoch im Laufe der Verhandlungen fallengelassen. Am 12. Februar wurde das Abkommen von Varkiza unterschrieben, durch das sich der ELAS verpflichtete, die Waffen innerhalb von zwei Wochen abzugeben und bis zum 15. März die Demobilisierung zum Abschluss zu bringen. EAM und KKE wurden zunächst – bis 1947 – als legale Organisationen anerkannt, eine Regierungsteilnahme jedoch verweigert.