1936
13. April: Der König von Griechenland, Georg II. ernennt den General Ioannis Metaxas zum Regierungschef und Außenminister von Griechenland.
4. August: General Metaxas löst mittels königlichem Dekret das Parlament auf ohne Neuwahlen auszuschreiben; als Begründung dient die kommunistische Gefahr (Generalstreik). Tausende werden wg. kommunistischer Betätigung verhaftet; gegen Unterzeichnung einer Reueerklärung kommen Gefangene frei.
1940
27. September: Auf Initiative von Hitler schließen das Kaiserreich Japan, das Königreich Italien und das deutsche Reich den auf zunächst zehn Jahre befristeten Dreimächtepakt.
28. Oktober: Mussolini stellt Griechenland ein Ultimatum (Kapitulation) und General Metaxas gibt seine legendäre Antwort: „όχι“ (ochi = Nein).
28. Oktober: Italienische Truppen greifen von Albanien aus Griechenland an.
22. November: Erfolgreicher Gegenangriff der griechischen Armee. Sie erobert die albanische Stadt Korytsa – es ist die erste Stadt, die seit Weltkriegsbeginn den Achsenmächten verloren geht.
1941
29. Januar: Ioannis Metaxas stirbt überraschend.
1. März: Bulgarien tritt dem Dreimächtepakt bei.
6. April: Deutsche Truppen greifen von Bulgarien aus Griechenland (und Jugoslawien) an. Am 21. April kapitulieren die griechischen Streitkräfte auf dem Festland.
24. April: Die britische Armee beginnt mit dem Abzug aus Festlandgriechenland. Insgesamt werden 50.672 Mann eingeschifft und nach Kreta bzw. Ägypten überführt.
29./30. April: Amtsübernahme einer neuen Regierung unter Georgios Tsolakoglou in Athen, die mit der deutschen Besatzungsmacht kollaboriert. Georg II. residiert unter britischen Schutz auf Kreta. Griechenland wird in drei Besatzungszonen aufgeteilt (deutsch, italienisch, bulgarisch).
20. Mai: „Luftlandeoperation Merkur“. Angriff auf die Insel Kreta durch ca. 10.000 deutsche Fallschirmjäger des XI. Fliegerkorps unter General Student und der Jagd- und Bomberstaffeln des VIII. Fliegerkorps unter General Richthofen. Ab 22. Mai folgen ca. 13.000 Gebirgsjäger der 5. Gebirgsjägerdivision unter General Ringel mit Unterstützung italienischer Truppenverbände. Die ersten Angriffe konzentrieren sich auf die Bodenerhebung „Höhe 107“ am Flugplatz in Maleme am nordwestlichen Küstenstreifen Kretas. Die BewohnerInnen der umliegenden Dörfer, meist Frauen, Jugendliche und ältere Menschen, greifen zu ihrer Verteidigung zu den verfügbaren Waffen – die Männer im wehrfähigen Alter waren zu jenem Zeitpunkt überwiegend an der italienisch-griechischen Grenze stationiert.
23. Mai: Am 3. Tag der „Schlacht um Kreta“ trifft eine deutsche Einheit auf ihrem Weg zur Südküste in der Nähe des Bergdorfes Floria auf Widerstand aus der lokalen Bevölkerung. Bei den Kämpfen werden 14 deutsche Soldaten getötet.
27. Mai: Nach einem Angriff auf einen Fallschirmjägerzug durch Einwohner des Dorfes Kandanos üben nachrückende Wehrmachtstruppen Vergeltung. Teile von Kandanos werden niedergebrannt und zerstört. Kandanos ist der erste Ort auf Kreta, an dem das Prinzip der Kollektivhaftung exerziert wird.
28. Mai: Gründung der linken Organisation EA (Ethniki Allilengi – Nationale Solidarität) zur Unterstützung verfolgter oder inhaftierter Widerstandskämpfer und ihrer Angehörigen.
31. Mai: Als Reaktion auf den Widerstand der kretischen Bevölkerung gegen die deutsche Invasion erlässt der Generaloberst Student einen Befehl: „... Als Vergeltungsmaßnahmen kommen in Frage: 1.) Erschießungen 2.) Kontributionen 3.) Niederbrennen von Ortschaften 4.) Ausrottung der männlichen Bevölkerung ganzer Gebiete. .... Es kommt nun darauf an, alle Maßnahmen mit größter Beschleunigung durchzuführen, unter Beiseitelassung aller Formalien und unter bewusster Ausschaltung von besonderen Gerichten. Bei der ganzen Sachlage ist dies Sache der Truppe und nicht von ordentlichen Gerichten. Sie kommen für Bestien und Mörder nicht in Frage. ...
31. Mai: Zwei Studenten erklettern die Akropolis in Athen und reißen die Hakenkreuzfahne herunter. Die Aktion wird zum Symbol für den Aufbruch des griechischen Widerstandes.
2. Juni: Im Dorf Kondomari, westlich von Chania, werden 25 Männer willkürlich ergriffen und erschossen. Eine Gerichtsverhandlung findet nicht statt. Der Ort wird zerstört.
3. Juni: Als Vergeltungsmaßnahme wg. des Angriffs der Bevölkerung auf einen Fallschirmjägerzug wird das Dorf Kandanos ein zweites Mal niedergebrannt und viele EinwohnerInnen erschossen. Die Überlebenden flüchten in die Berge. Ein Befehl der deutschen Besatzungsmacht untersagt ihnen die Rückkehr in ihr Dorf für die folgenden Monate.
Juni: Generalmajor Ringel, der Kommandeur der auf Kreta stationierten 5. Gebirgsjägerdivision erlässt den Befehl,: „für jeden Verwundeten oder Gefallenen 10 Kreter zu erschießen, Gehöfte und Dörfer, in denen deutsche Truppen beschossen werden, nieder zu brennen, in allen Orten Geiseln sicherzustellen.“
26. Juni: Verordnung einer Arbeitspflicht. „Alle Gemeindebürger sind ohne Ansehen ihres Berufes, ihres Alters und ihres Geschlechts verpflichtet, auf Anforderung des Bürgermeisters jede Arbeit zu leisten.(…) Wer den sich aus dieser Verordnung ergebenden Verpflichtung nicht oder nicht pünktlich nachkommt, wird wg. Arbeitsverweigerung oder Sabotage mit Gefängnis oder Zuchthaus in besonderes schweren Fällen zu Tode bestraft.“ Der Militärbefehlshaber von Kreta
9. September: Gründung der Widerstandsorganisation EDES (Ethnikos Dimokratikos Ellinikos Syndesmos - Nationaler Republikanischer Griechischer Verband)
27. September: Gründung der kommunistischen Widerstandsorganisation EAM (Nationale Befreiungsfront)
Winter 1941/ 1942: Schwarzer Winter. Aufgrund von Lebensmittelknappheit sterben mehrere Tausend Griechen (vor allem in Athen) den Hungertod.
1942
16. Februar: Gründung des ELAS (Nationale Volksbefreiungsarmee), dem bewaffneten Arm der EAM.
Frühjahr: Gründung einer „antifaschistischen Militärorganisation“ (ASO) als subversive Untergrundstruktur innerhalb des griechischen Militärs.
3. November: Befehl des Kommandanten der Festung Kreta, Generalleutnant Bräuer: „Personen, die mit einer Waffe in der Hand angetroffen werden oder im Verdacht stehen, an Kampfhandlungen teilgenommen zu haben, müssen erschossen werden (…) Die Truppe ist bewusst immer wieder zu Härte und Rücksichtslosigkeit zu erziehen. Es wird dadurch nur deutsches Soldatenblut gespart.“
25. November: Briten und ca. 150 Partisanen der Widerstandsgruppen ELAS und EDES sprengen in einer gemeinsamen(!!) Aktion die große Eisenbahnbrücke Gorgopotamos, die über den gleichnamigen Fluss in Mittelgriechenland führt. Mit der Zerstörung der Brücke wird die Nord-Süd-Verbindung der Besatzungsmacht (u. a. die Nachschublinie für militärische Operationen in Nordafrika) unterbrochen. Die Aktion gilt als eine der größten Sabotageaktionen während des Zweiten Weltkrieges.
Winter 1942/43: Streiks und Demonstrationen vor allem in Athen. Kurz vor Weihnachten demonstrieren ca. 40.000 Menschen für höhere Lebensmittelzuteilungen, das Arbeitsministerium wird gestürmt.
1943
März: 200.000 Menschen demonstrieren gegen die geplante Deportation griechischer Arbeiter nach Deutschland. Diese Demonstrationen führten dazu, dass die Besatzungsmacht das Vorhaben der Deportation von ZwangsarbeiterInnen fallen lässt.
25. Juli: Benito Mussolini wird vom italienischen König abgesetzt und gefangen genommen. Nach geheimen Verhandlungen in Lissabon kapituliert Italien.
12.–16. September: Auf einem Vorstoß in den Bezirk Viannos gerät ein deutscher Zug in einen Hinterhalt der Partisanen. Die deutschen Soldaten erleiden hohe Verluste. Der Divisionskommandeur Müller befiehlt „schärfste Vergeltungsmaßnahmen“: 461 Männer aus den Dörfern der Bezirke Viannos und Ierapetra werden von der 22. Infanterie Division erschossen und viele Häuser gesprengt oder niedergebrannt. Der Gefechtsbericht der 22. Infanteriedivision lautete „440 Griechen auf der Flucht erschossen“.
25. September: Deutsche Einheiten umstellen das Dorf Koustogerako in der südwestlichen Region Selino, nachdem deutsche Soldaten auf einer Erkundungstour in die bisher relativ unberührte Gegend auf gut bewaffnete Partisanengruppen gestoßen waren. Im Dorf Koustogerako fanden die Deutschen nur Frauen und Kinder vor, da die männliche Bevölkerung in die Berge ausgewichen war. Als sich die Frauen weigerten Auskünfte zu geben, mussten sie mit den Kindern vor einem Exekutionskommando Aufstellung nehmen. Doch bevor die Exekution durchgeführt werden konnte, hatten die in den Bergen versteckten Männer angegriffen und u. a. den Truppenführer getötet.
29. September: Die Deutschen kehren mit großer Verstärkung für eine Strafaktion zurück. Sie plündern die drei Dörfer Koustogerako, Moni und Livadas, sperren die Mütter mit ihren Kindern in ein Haus und verweigeren Wasser, sie erschiessen Alte und Kranke in ihren Betten und, nachdem sie die Eingesperrten auf den Weg ins Gefängnis Agia geschickt hatten, werden die drei Dörfer mit Bombardements und Sprengungen komplett zerstört. In den deutschen Akten hieß es: „drei Dörfer zerstört“.
Oktober: Linke verschiedener Strömungen konstituieren das „Koordinierenden Kampfkomitee“ ESA, das halboffiziell die Aktivitäten der „antifaschistischen Organisation (ASO, etc.) koordiniert.
1944
10. März: Die EAM konstituiert ein Politisches Komitee der nationalen Befreiung (PEEA) mit folgender Zielsetzung: Koordinierung des Widerstandes, Abhandlung einer Volksabstimmung über die konstitutionelle Frage und freie Wahlen für eine verfassungsgebende Nationalversammlung.
31. März: Ein „Komitee nationaler Einheit“ aus dreizehn Offizieren von Heer und Luftwaffe überreicht dem Premier ein Memorandum. Hauptforderung ist die schnellstmögliche Bildung einer Regierung, die – auf der PEEA aufbauend – das kämpfende Volk repräsentieren soll. Wenig später werden einige Mitglieder des Einheitskomitees und weitere Führungspersonen von der britischen Militärpolizei verhaftet.
6. –23. April: Revolte der in Ägypten stationierten griechischen Soldaten. Die rebellierenden Soldaten fordern die Einbeziehung der griechischen Widerstandsorganisationen in den Formierungsprozess der Regierung der nationalen Einheit. Die Revolte wird durch das britische Militär beendet.
15. April: Griechische Sicherheitsbataillone übernehmen für die deutsche Besatzungsmacht die Exekution von „120 Kommunisten“ als Repressalie für Sabotageaktionen gegen eine Bahnlinie.
26. April: Der deutschen Generalmajor und Befehlshaber der deutschen Besatzungstruppen auf Kreta, Heinrich Kreipe, wird von Mitgliedern der EOK in Zusammenarbeit mit einer Gruppe britischer Soldaten unter der Führung des SOE-Agenten Patrick Leigh Fermor entführt.
14. Mai: in Koryschades (Evrytanien) tritt die von der PEEA initiierte „Nationalversammlung“ zusammen. Insgesamt versammeln sich in dem Gebirgsort 207 Abgeordnete, darunter 22 Personen, die dem letzten Parlament von 1936 angehört hatten und ehrenhalber eingeladen wurden. Die Anderen wurden von über einer Million Griechen aus allen Landesteilen „in freier und geheimer Wahl“ bestimmt. Erstmals waren dabei auch Frauen stimmberechtigt (allerdings waren nur vier Frauen Mitglieder der Versammlung). Die Versammlung schickt ein Telegramm an die Delegierten der Konferenz im Libanon, mit der Kritik an die Delegierten, dass diese die Anweisungen der Bergregierung offensichtlich nicht umsetzen würden.
20. Mai: Unterzeichnung des Vertrags von Libanon. Der Vertrag soll die Grundlage für die Regierung der nationalen Einheit darstellen, er wird auch von den Delegierten der PEEA/EAM unterschrieben.
Juni: nach einem Straßenbahnerstreik werden 50 Straßenbahner zum Tode verurteilt. Aus Protest kommt es zu einem Generalstreik. Die Todesurteile werden nicht vollstreckt, die verurteilten Straßenbahner gerettet.
Juni/ Juli: Die Konfrontation zwischen EAM/ELAS und den Besatzungstruppen samt Kollaborateuren erreicht ihren Höhepunkt
September: Nach langen Verhandlungen zwischen Vertretern der Exilregierung, britischen Befehlshabern und den Vertretern der PEEA konstituiert sich die „Regierung der nationalen Einheit“ unter Andreas Papandreous als Ministerpräsidenten. Fünf der 15 Ministerposten werden von Vertretern der PEEA besetzt.
13./14. Oktober: Die letzten Wehrmachtstruppen verlassen Athen.
Oktober: Moskauer Geheimabkommen zwischen Stalin, Molotow, Churchill und Eden, um die britischen und sowjetischen Interessen bzgl. der Balkanländer zu verhandeln. Griechenland wird zu 90 % dem britischen Einfluss zugeordnet.
3. November: Abgesehen von Kreta und einigen kleineren Inseln haben sich die Wehrmachtstruppen vom griechischen Boden zurückgezogen.
1. Dezember: Weisung des britischen Militärkommandeurs, General Scobie, die „Nationale Bürgerwehr“, die Polizeitruppen der EAM zu entwaffnen und durch neue Polizeitruppen zu ersetzen und die Demobilisierung des ELAS bis zum 10. Dezember abzuschließen. Die von der EAM gestellten Minister treten von ihren Ämtern zurück. Nach drei Monaten war die Regierung der nationalen Einheit gescheitert.
3. Dezember: Dekemvriana – Schlacht um Athen. Aus Protest gegen das Verhalten des britischen Militärkommandeurs Scobie demonstrieren trotz Verbots der Regierung ca. 500.000 Menschen im Stadtzentrum Athens. Auf dem Syntagma-Platz eröffnen Polizisten das Feuer auf die DemonstrantInnen. Mehrere Zivilisten werden getötet. Mitglieder des ELAS beginnen noch am selben Tag mit der Besetzung von Polizeistationen am Rande Athens und Angriffen auf die rechte Organisation X.
4. Dezember: Generalstreik. Die Briten greifen offiziell in den Konflikt ein. Scobie verhängt das Kriegsrecht und richtet an die ELAS-Führung ein Ultimatum zum Rückzug aller ELAS-Einheiten aus Athen. Es gibt Kämpfe von britischen Armeeeinheiten, königstreuen Milizen und ehemaligen Kollaborateuren mit dem ELAS.
1945
12. Februar: Unterzeichnung des „Friedensvertrags“ von Varkiza. Der ELAS verpflichtet sich zur völligen Demobilisierung bis zum 15. März 1945.
Frühjahr: Der erste große Kollaborations-Prozess findet gegen die Ministerpräsidenten der Besatzungsregierungen und 27 Mitarbeiter statt. Sie werden der „freiwilligen Kollaboration mit der Besatzungsmacht, freiwilliger Bereitstellung von Lebensmitteln und Arbeitskräften für die Okkupanten und freiwilliger Propagierung der politischen Ziele der Besatzer“ angeklagt.
8./9. Mai: Unterzeichung der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht in Berlin-Karlshorst.
Mai 1945: Auf Kreta geben britische Verantwortliche den Deutschen nach ihrer Kapitulation die Waffen zurück und betrauen sie in gewissem Maße mit Ordnungsaufgaben, um die Ex-Okkupanten vor den noch intakten Partisanenverbänden ELAS und EOK zu schützen.
Oktober: Der zweite Kollaborations-Prozss findet gegen führende Kader der Sicherheitsbataillone statt. Wie im Prozess im Frühjahr 1945 sagen viele ZeugInnen zugunsten der Angeklagten aus.
1946
31. März: Die ersten freien Wahlen seit 1936 in Griechenland.
18. Juni: Regierung verabschiedet Notstandsgesetz.
September: Referendum zur Rückkehr des Königs Georg II., 68 % Stimmen dafür.
September: Rückkehr von Georg II.
Oktober: Die Demokratische Armee Griechenlands (DSE) wird von ehemaligen ELAS-Kämpfern gegründet, um den bewaffneten Kampf wieder aufzunehmen.
9. Dezember: Die Kommandanten der Festung Kreta, Andrae, Bräuer und Müller werden von einem Sondergericht in Athen wg. Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt.
1947
12. März: Rede von Truman. Die „Truman-Doktrin“ stand am Anfang einer amerikanischen Eindämmungspolitik gegenüber der UdSSR und des Kalten Krieges. Ende Mai werden der griechischen Regierung 300 Millionen Dollar als Wirtschafts- und Militärhilfe für die griechische Regierung bewilligt.
20. Mai: Die Generäle Bräuer und Müller werden am sechsten Jahrestag der Invasion auf Kreta in Chaidari bei Athen hingerichtet. Die Todesstrafe des General Andrae wurde in vier Mal lebenslänglich ungewandelt. Er wird 1952 begnadigt.
Oktober: Verbot der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE)
1949
9. Oktober: Das Zentralkomitee der KKE beschließt die Einstellung der Kampfhandlungen.